Thema finden. Oder: wie gebe ich meiner Fotografie eine Struktur

Vor dem letzten Wochenende habe ich auf Facebook diese Frage in die Runde gestellt:

Wir haben ein freies Wochenende ohne Workshops oder Shootings. Trotzdem wollen wir die Kamera in die Hand nehmen und losziehen. Habt Ihr Anregungen? Was sollen wir fotografieren, was muss man mal probiert haben oder was wolltest Du immer schon mal fotografisch umsetzen?

Warum stelle ich eine solche Frage? Ist meine Kreativität am Ende? Habe ich keine Ideen mehr? Oder bin ich zu faul? – Nein, weder das eine noch das andere ist der Falle. Viel mehr hatte ich Lust, mich an diesem Wochenende – an dem zwar Zeit war, aber dann doch nicht so viel Zeit, um ein großes Shooting oder spezielles Thema umzusetzen – treiben zu lassen und mit ein paar Ideen von außen sozusagen fremdbestimmt loszuziehen.

So schweben mir (bzw. uns, also dem Team) derzeit viele Fotothemen im Kopf rum, das sind aber meist Geschichten, die geplant und vorbereitet werden wollen. Ich wollte an diesem Wochenende mal was zur Auflockerung haben, ein Thema, was ich mitnehmen kann nach draußen und was ich beim fröhlichen Drauf-Los-Fotografieren in der Freizeit im Hinterkopf dabei habe.

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Und damit sind wir bei einem wichtigen Punkt, bzw. Tipp auf den ich mit diesem Beitrag hinaus möchte: ein Wort, eine Idee, ein Satz, eine Sache, die ich bei meiner Jagd nach Bildern im Hinterkopf habe und die meinen Bildern so etwas wie Struktur und den Charakter einer Serie hat. Denn deine Fotografie bekommt einen anderen Ausdruck, wenn Du mit einem solchen Thema unterwegs bist. Die Antworten unter dem Post reichten von Details im Stadtteil, Portraits von Photolodge-Freunden, bis hin zu den Ford Werken bei Nacht und dem Thema, das mich dann spontan angesprochen hat:

Fangt den Frühling ein:-)

Hm, schöne Idee, zumal am Samstag die Sonne schien, es ein wirklich schöner Tag war und eigentlich ein Familienausflug an den Rhein geplant war. Und dort lässt sich der Frühling ja nun wirklich sehr gut einfangen an so einem Tag. Aber es sollte anders kommen. Mit meinem Thema im Gepäck ging es erst mal zu einem kleinen Shoppingausflug in die Innenstadt, denn meine beiden Töchter (9 und 12) brauchten „ein paar Basics“. Ok, wer Köln kennt, weiß: ein Ausflug in die Stadt am Samstag ist nicht in 1,5 Stunden erledigt.

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Also musste ich mein Fotothema an Orten umsetzen, die so gar nicht nach dem aussahen, was nach Frühling riecht: KVB, H&M, Mc Donalds und die Hohe Straße. Orte, an denen nicht zwingend die Assoziation Frühling in den Kopf schießt. Eher Themen wie: Kaufrausch, Konsum, Viel hilft viel, und und und.

Und gerade diese Kombinationen können das Fotografieren spannend machen. Kombinationen, die nicht zusammen passen, ein Anreiz von außen, ein Thema, dass Dich beschäftigt im Alltag fotografisch umsetzen. Durch solche Prozesse entstehen spannende Bilder, Geschichten mit rotem Faden und damit Material, dass so noch nicht gesehen wurde. Ok, ich will jetzt nicht behaupten, die Bilder, die ich heute fotografiert habe, hat die Welt noch nicht gesehen, das sicher nicht. Aber wenn ich die Geschichte dahinter kenne, sehe ich die Intention des Fotografen und erkenne vielleicht, mit welchem Auge und Schwerpunkt er durch die Stadt gezogen ist auf der Suche nach Motiven. Auch ein Grund, warum ich mir Ausstellungen im Museum gerne im Rahmen einer Führung anschaue. Denn auch, wenn ich nicht viel behalte, ergibt die Kombination von Kunstwerk/Bild und der Geschichte im Hintergrund eine ganz andere Betrachtungsweise auf das Bild und auch auf den Künstler.

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Ob das in diesem Fall gelungen ist, muss nun jede/r BetrachterIn selber beurteilen mit Blick auf die entstandenen Bilder und dem Wissen ihres Hintergrunds. Mit dem Begriff „Frühling“ im Kopf bin ich auf meine Töchter wartend durch die Läden und Straßen gestreift und habe nach Motiven gesucht und diese Bilder gefunden.

Ich freue mich, von Euch noch viel mehr solcher Beispiele zu sehen. Beispiele, die noch viel mehr in die Tiefe gehen, als dieser kurze Facebook Aufruf und ein Tag in der Stadt zum Fotografieren. Schreibt den Link zu Euren Serien und inhaltlichen Ansätzen gerne unten in die Kommentare oder einfach einen Satz dazu, wie Ihr einmal mit einem Thema im Kopf losgezogen seid und was das mit Eurer Fotografie und Ergebnissen gemacht hat.

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Oder ist das alles viel zu abstrakt? Dann freue ich mich auch dann über eine Rückmeldung und wir können uns gemeinsam dem „Storytelling“ annähern, also dem thematisch geplanten Fotografieren.

Viele gute Bilder und Serien wünscht
Stephen

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ps: Da war doch noch der Kommentar mit dem Porträt vom Photolodge Freund. Kein Problem, denn den hatte ich bereits im Archiv. Welcome Nicolas, wir sollten uns vielleicht mal gegenseitig fotografieren. Dieses hier ist vom Mai 2013, aufgenommen von Workshop-Teilnehmer Andreas. Großes Kino:

Urban Portrait

Available Light Fotografie im Karneval (Geisterzug in Köln)

Im Karneval hat man die wunderbare Möglichkeit Menschen nach einem Foto zu fragen bzw. ihnen so nah zu kommen, ohne dass sie so reagieren, wie es wahrscheinlich im normalen Alltag geschehen würde. Das Gesicht ist hinter einer Maske versteckt, dazu die Feierlaune und das Kölsch – die Meisten sagen da nicht nein zu einem schönen Foto.

Ich habe dieses Jahr den Jeisterzoch (Geisterzug) besucht, der abends ab 19.00 Uhr stattfindet. Um dort stimmungsvolle Bilder zu schießen, habe ich auf Blitzlicht verzichtet und das ‚Available Light‘ genutzt.

Folgendes solltet Ihr beachten, wenn Ihr dort ebenfalls fotografieren möchtet.

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Das Wichtigste zuerst!

Schaut die Menschen mit einem Lächeln an und gebt mit einem Wink der Kamera zu verstehen, das Ihr sie fotografieren wollt. Die Leute schauen Euch dann meistens direkt an und lächeln zurück oder machen witzige Grimassen. Viele bleiben sogar stehen, halten still und geben Euch auch im Dunkeln die Zeit zu fokussieren. Das waren bei mir dann wohl verkleidete Profifotografen/innen. 🙂

Nicht im Automatik-Modus fotografieren!

Die Kameraautomatik wird all das machen, was Ihr bei Available Light Fotografie nicht machen wollt, z.B. den Blitz ausklappen. Hier ist zumindest das Fotografieren im P-Modus (Programmautomatik) oder der Zeitvorwahl sinnvoll.

Available Light, d.h. auch künstliches Umgebungslicht nutzen!

Stellt Euch so an den Straßenrand, dass ihr möglichst hinter Euch oder von schräg oben hinten vorhandene Beleuchtung nutzen könnt. Ich habe vor einem halbwegs gut beleuchteten Schaufenster gestanden, sodass zumindest etwas Licht auf die Gesichter fiel, wenn mich die Leute angeschaut haben. Auch die Straßenlaternen konnte ich nutzen: ich habe mich nicht direkt unter eine Laterne gestellt, da das Licht sonst Schatten in der Augenhöhlenpartie der Karnevalisten geworfen hätte –  also habe ich mich einfach ein Stück davor aufgestellt.

geisterzug-5376-2Eine möglichst lichtstarkes Objektiv benutzen!

Ich habe eine 50mm Festbrennweite genutzt, da diese viel(!) lichtstärker ist als ein Standard-Zoom. Die Offenblende stellt die Gesichter zudem sehr schön vom Hintergrund frei.

50mm Brennweite (im Vollformat) ist zudem ideal, um einerseits Closeup-Portraits zu schießen und andererseits auch Szenerien mit vielen Menschen noch bildfüllend abzulichten.

Schießt Eure Fotos im RAW-Format!

Ein nachträglicher Weißabgleich ist so möglich, wenn Eure Fotos z.B. abwechselnd gelbes Licht einer älteren Laterne oder kühleres Leuchtstoffröhrenlicht eines Schaufensters abbekommen.

Eine ausreichend kurze Verschlusszeit wählen!

Bei sich langsam bewegenden Personen kommt man mit 1/125 Sekunden gerade hin. Bei Personen, die stehen bleiben und still halten kann man auch noch mit 1/50 Sekunden brauchbare Ergebnisse erzielen. Achtung: der Bildstabilisator des Objektivs (bzw. der Kamera bei Sony) hilft nur bei Verwacklungsunschärfe, niemals bei Bewegungsunschärfe des Objekts.

Kennt die größtmögliche bzw. größte nutzbare ISO-Zahl Eurer Kamera!

Größtmögliche: die maximal einstellbare ISO-Zahl Eures Kameramodells. Größte nutzbare: ab wann wird das Bildrauschen tatsächlich so groß, dass Eure Fotos einfach nicht mehr schön anzuschauen sind.

Aller klar? Oder vieles unklar? Dann schaut hier nach einem für Euch geeigneten Photolodge-Kurs!

Beste Grüße
Jörg

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FotoTV spendiert Portrait Einsteigerkurs

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Heute morgen kam ein Päckchen von FotoTV.de an, bis zum Rand gefüllt mit dem Einsteigerkurs: „Perfekte Portraits mit einfachen Mitteln“.

Vielen Dank an FotoTV, die uns die DVDs als Ontop-Bonus für unsere Workshops zur Verfügung gestellt haben. Und dieser Bonus hat es wirklich in sich. Neben vielen Tipps zur richtigen Bildgestaltung gibt es auch Filme zur Nachbearbeitung. Eben alles, was Du brauchst, um Deine Portraits auf den nächsten Level zu heben. Und mit einem Verkaufspreis von 19,90 € auch ein preislicher Mehrwert für unsere TeilnehmerInnen.

Zum Beispiel

Ein Tipp von der DVD schon mal hier Blog: Kennst Du schon die alte Fotografenregel: „Hintergrund macht Bild gesund“? Nein? Dann jetzt. So komisch sich diese platten Sprüche auch immer anhören, so einprägsam sind sie auf der anderen Seite auch.

Was ist damit gemeint? Wenn Du ein Motiv im Auge hast und es fotografierst, zum Beispiel einen Menschen, so fällt unser Fokus beim Fotografieren allzu oft nur aufs Motiv und zu wenig auf den Hintergrund. Störende Elemente, Ablenkungen, schiefe Linien, die nicht ins Bild passen, entdecken wir dann erst später am Rechner, wenn wir uns die Bilder anschauen. Nur dann ist es leider zu spät.

Also hier der Tipp: beim Fotografieren und beim Betrachten der ersten Bilder immer auch einen Blick auf den Hintergrund werfen. Stört was? Ist was im Weg, was lenkt den Blick ab? Oft reicht ein Schritt zur Seite und mein Motiv verdeckt die störenden Elemente im Hintergrund. Oder man kann den Hintergrund auch einfach aufräumen, wenn das Bild zu hause gemacht wird. Wie bei diesem Bild; einmal die Fototasche rechts unten weggestellt und die Jacke oben auf dem Barhocker woanders hingehangen, und schon wäre das Bild wesentlich aufgeräumter und ordentlicher.

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Viele weitere Tipps und ausführliche Erklärungen sind auf der DVD drauf und auch auf der Webseite von FotoTV zu finden.

FotoT… was?

Wer FotoTV noch nicht kennt, sollte mal einen Blick auf die Webseite riskieren. Die Mannschaft rund um Gründer und Inhaber Marc Ludwig hat sich voll und ganz der Fotografie verschrieben. In über 1500 Videos gibt es neben klassischen How-to-do Tutorials viel aus der Geschichte der Fotografie, Fotografenportraits, technisches Hintergrundwissen, das richtig in die Tiefe geht und ausführliche Bildbesprechungen.

Viele bekannte Tutorialhelden haben schon bei FotoTV ihr Gesicht in die Kamera gehalten. Mit dabei sind Namen wie Martin Krolop, Eberhard Schuy, Ralph Man, Benjamin Jaworski, Mike Larson oder Felix Rachor. Alles Experten auf ihrem Gebiet. Es lohnt sich also, mal einen Blick auf den Foto-Sender zu werfen, der nicht nur liefern will, sondern auch von der Interaktion seiner Mitglieder lebt.

Du möchtest eine der DVDs haben?

Nichts einfacher als das. Sei einfach dabei bei einem der kommenden Photolodge Workshops und Du bekommst eine der DVDs geschenkt.

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(Das Angebot gilt, so lange der Vorrat reicht. Ein Anspruch auf den Erhalt einer DVD besteht durch Buchung eines Workshops oder Kurses bei der Photolodge nicht.)

Wer nicht so lange warten möchte, kann die DVD auch gleich bei FotoTV bestellen.
Wir wünschen viel Spaß beim ausprobieren und viele gute Bilder.

 

Warum wir den Amazon Hype nicht mitmachen

Überall in den Foren und Blogs laufen derzeit Ankündigungen der nächsten Amazon Aktionsschnäppchen die Timeline rauf und runter. Pünktlich mit dem ersten Klick auf Facebook sehe ich dann schon, welche Angebote heute in welchem Timeslot zu finden sind.

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Allerdings habe ich dabei immer ein wenig Bauchschmerzen, klicke aber natürlich trotzdem drauf und schaue nach, was ich brauchen und zu einem sensationellen Schnäppchenpreis abräumen könnte. Nur, um danach zu prahlen, wie billig ich das bekommen habe.

Nur leider hat das „billig“ auch seinen Preis. Und der ist, besonders im Fall von Amazon, sehr hoch. Schlechte Bezahlung, falscher Tarif und die Gewissheit, dass von meinem Geld sicherlich nicht ein Euro beim deutschen Fiskus ankommt.

Versteht mich nicht falsch. Auch ich bestelle oft – nein, viel zu oft – aus Bequemlichkeit oder weil es schnell gehen muss oder weil ich es hier einfach nicht bekommen habe, bei Amazon. Ich möchte auch niemanden dafür verurteilen, sondern nur daran erinnern, dass Amazon immer wieder ins Gerede kommt wegen der Arbeitsbedingungen in ihren Lagern, der Verschiebung von Gewinnen in Steueroasen bei gleichzeitigem Abschöpfen von Subventionen und bei der Auseinandersetzung mit dem Tarifpartner.

Alles nicht schön und deshalb unsere Empfehlung: think global, act local! Kauft bei euch in der Nachbarschaft, dort, wo es noch Beratung gibt, da, wo noch mit Herzblut ein Produkt gehandelt wird und alle ordnungsgemäß ihre Steuern vor Ort abführen.

Nur so können wir das Ladensterben, welches so oft dann wieder beklagt wird, vielleicht aufhalten oder verzögern. Ein Beispiel: in einer Facebook-Gruppe zum Stadtteil Nippes wird bedauert, dass ein alt eingesessenes Spielwarengeschäft die Flügel streckt und schließt. Viele kommentieren ihr Bedauern und beklagen, dass das schade ist und bloß nicht der nächste Handyshop aufmachen darf (davon haben wir hier sehr, sehr viele). Allerdings bestätigen auch die gleichen Leute auf Anfrage, dass sie dort schon lange nicht mehr eingekauft haben und ihre Sachen bequem im Internet bestellen.

So kann es nicht funktionieren. Ich möchte keine Diskussion lostreten und niemanden anprangern, sondern einen Gedankenanstoß geben, vielleicht beim nächsten Kauf doch erst mal in der Nachbarschaft zu schauen. Bei Fotoequipment empfehle ich sowieso meist einen großen Händler in der Kölner Innenstadt, denn das „in die Hand nehmen“ vor dem Kauf hat irre viele Vorteile. Wer es versucht, kann gerne seine Erfahrungen hier in die Kommentare posten. Aber bitte nur gute Erfahrungen 😉 , denn welche Vorteile der Onlinekauf mit sich bringt, wissen wir ja.

Unsere Workshops wird es jedenfalls (hoffentlich) niemals auf Amazon zu kaufen geben. Die bekommt Ihr nur auf dieser Seite oder bei Partnern, die uns gefallen. Auch wenn wir uns manchmal selbst ausbeuten, um noch tollere Events, Kurse und Thementage auf die Beine zu stellen, sind wir doch die ganze Zeit selbstbestimmt und mit Freude dabei.

Unsere Termine findest Du hier, vielleicht ist ja was dabei, wo Du dein neues, in der Nachbarschaft gekauftes Equipment besser kennen lernen kannst. Wir freuen uns auf Dich:

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Foto: Angela W. beim „Entdecke Deine Stadt“ Event Humboldt-Gremberg 

Basics – Blitzen

Der Kamera-Blitz (1)

Liebe Photolodge-FollowerIn!

Heute posten wir eine schöne Einführung, in der wir Dir das Blitzen schmackhaft machen möchten. Wir haben alle schon einmal Blitz-Fotos geschossen. Mit der wirklich billigen digitalen Kompaktkamera, die auch ich vor wenigen Jahren öfters in der Hand hatte, bis zur guten Spiegelreflexkamera. Irgendwo und vor allem irgendwie haben wir das gemacht.

Irgendwo heisst: auf Parties, auf Familienfeiern, beim Mädelsabend auf dem Balkon im Dämmerlicht oder im Sonnenuntergang am Strand. Oder einfach bei Gruppenfotos in der Wohnung oder im Meeting-Raum Deiner Firma.

Irgendwie heißt dann: Du fokussierst Dein Motiv – es ist etwas zu dunkel und der interne Aufklappblitz …. tja, er klappt auf. Dann sieht es meistens so aus: die Freundin ganz vorne ist korrekt belichtet oder sogar überbelichtet und der Freund ganz hinten verschwindet im Dunkeln. Aber warum und in welchen Situationen überhaupt? Hier bringen wir jetzt ein wenig Licht ins Dunkel. Denn Du möchtest neben schönen(!) Erinnerungsfotos vielleicht ein Portrait haben, was als Grußkarte für die Verwandten gedacht ist oder als XING- oder FB-Titelfoto schick aussieht.

Hier setzen wir an: Du solltest eine Einsteiger-Spiegelreflexkamera besitzen (oder eine Systemkamera/Bridgekamera mit manuellen Einstellungen – frag uns gerne, falls Du nicht weisst, ob Deine Kamera das kann).

Ein wichtiger Tip für alle Komplett-AnfängerInnen: Du solltest unbedingt mit dem Belichtungsdreieck aus Blende, ISO und Belichtungszeit vertraut sein. Falls Du jetzt ein ‚?‘ über dem Kopf hast, empfehlen wir Dir einen Blick auf den Photolodge-Workshop: ‚Basis Workshop: Einstellungen meistern‘. Versuche bitte nicht den Blitz zu beherrschen, bevor Du die Belichtungseinstellungen ein wenig im Griff hast! Es gibt dicke Bücher über Fotografie. Und fast so dicke Bücher über Blitzfotografie.

Da ich jetzt hier nicht zu technisch werden möchte, sondern die Kreativität wecken will, beschreibe ich das Blitzen anhand von Fotos, die ich schieße, während ich das hier schreibe. Ich wollte zuerst Selfies vom Stativ aus machen, aber ich habe festgestellt, dass meine Model-Dame einen viel schöneren Teint hat – nicht nur, weil ich gerade schon müde aussehe. 🙂

Die Ausgangssituation: ich stehe in einem recht dunklen Raum, mein Model steht im Durchgang zum nächsten Raum, wo eine kleine Wandlampe ganz im Hintergrund brennt. Ich habe die Situation ganz bewusst zu Hause geschaffen, also seht mir bitte nach, dass das Bildmotiv und der Hintergrund etwas langweilig sind.

Foto 1:  mein erstes Foto habe ich in der Programmautomatik (P) gemacht, ohne etwas an den Einstellungen zu ändern. Der Aufklappblitz ist draußen, das Model wird fokussiert, Shoot! Naja, eins dieser Fotos, was wir vermeiden wollen, da das Model zwar korrekt beleuchtet ist, der Hintergrund aber zu dunkel ist.

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Foto 2: Das zweite Foto ist nahezu identisch, allerdings habe ich die ISO-Zahl manuell  erhöht. Einer der großen Vorteile des P-Modus gegenüber der Vollautomatik! Du siehst, dass der Hintergrund etwas aufgehellt ist und etwas besser zur Beleuchtung des Models passt. Aber nur etwas, da der Blitz immer noch als Hauptlichtquelle dient.

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Foto 3: Der interne Blitz ist klein, d.h. die Größe der Lichtquelle spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildgestaltung mit Licht. Kleine Lichtquellen rufen scharfkantige Schattenwürfe hervor. Ich habe ein stärkeren, externen Systemblitz auf die Kamera gesetzt, welcher eine etwas größere Lichtquelle erzeugt. Allerdings kann der Systemblitz frontal genutzt seine wahren Stärken trotzdem nicht ausspielen. Zusätzlich habe ich hier mit einer Folie die Farbe des Blitzlichts dem Hintergrund-Kunstlicht angepasst (Stichwort: Weißabgleich).

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Foto 4: Jetzt werden wir mutiger 😉

Das nächste Foto habe ich mit Zeitautomatik gemacht, d.h. ich habe die Blendenzahl manuell gewählt (AV-Modus bei Canon, A bei Nikon), denn ich möchte den Hintergrund noch unschärfer und den Teint noch weicher werden lassen (Stichwort: Tiefenschärfe und Bokeh). In diesem Modus dient der Blitz nur als Aufhelllicht und nicht mehr als Hauptlicht wie zuvor (P).

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Foto 5: Was Du im AV- bzw. A-Modus mit Blitz auch erschaffen kannst, sind z.B. wunderbare Partyfotos, die die Dynamik der Leute und die Stimmung der Nacht fantastisch einfangen.

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Bild 6: Bis jetzt haben wir der Dame unhöflicherweise immer direkt ins Gesicht geblitzt. Wie weiter oben schon erwähnt, erzeugen größere Lichtquellen weichere Schatten. Da wir auf der Feier im Wohnzimmer kaum einen riesigen Lichtformer (z.B. Softbox) dabei haben, nutzen wir einfach das indirekte Blitzen gegen die Wand oder Decke. Achtet doch mal auf den Schattenwurf unter dem Kinn.

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Bild 7: Zu guter Letzt noch die schwierigste, aber je nach Wunsch des Bildlooks auch einer der schönsten Blitzbelichtungen: das entfesselte Blitzen, d.h. der Blitz sitzt nicht mehr auf der Kamera, sondern steht neben der Kamera oder in der Ecke des Raums oder wie bei diesem Foto in meiner Hand am ausgestreckten Arm und wird über Funk ausgelöst. Hier kommt das Licht von der Seite und gibt dem Gesicht mehr Kontur, unter anderem durch den Schattenwurf der Nase. Für einen Fashion-Shot die falsche Wahl, gibt es einem Portrait-Foto erst den richtigen Ausdruck. Bitte vergesst nicht, dass unser heutiges Model extrem zarte Pfirsichhaut hat, was das Ganze etwas unecht aussehen lässt. 😉

Zum entfesselten Blitzen schreibe ich in einem weiteren Blog-Beitrag gerne noch etwas.

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Das letzte Bild (8) habe ich dann noch schnell einer kurzen Bildbearbeitung unterzogen, sozusagen als würdigen Abschluss für das Model. Dies alles ist als kleiner Teaser für den Blitz-Workshop gedacht, der mit vielen praktischen Übungen viel unterhaltsamer und kommunikativer als dieser Text ist – schaut doch einfach im Photolodge-Kalender nach einem Termin. Bis dann, CU! 

Jörg für die Photolodge

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BankLaub

Wenn ich eineN TeilnehmerIn im Workshop bitte, ein Bild (wie hier) mit einer bestimmten Aussage zu machen, dann sieht das erste Ergebnis meist so aus:

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Aus bequemer Position (stehend, auf Augenhöhe) wird das Motiv anvisiert und abgedrückt.

Die Aufgabe war in diesem Fall: zeige mir ein Foto, auf dem die Bank und das Laub auf der Bank zu sehen ist als hübsches Herbststimmungsbild. 

Die Stimmung wollte beim betrachten des Ergebnis nicht so richtig rüberkommen. Also überlegten wir, woran es liegt und wie wir das gleiche Motiv anders in Szene setzen können.

Und zwar so, dass zum einen die Herbststimmung für den Betrachter rüber kommt, und zum anderen das vorgegebene Thema „Bank mit Herbstlaub“ auch wirklich erkennbar wird.

Wunschtitel und Bildaussage zusammen bringen

Herausgekommen ist dann dieses zweite Bild. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit dem gewünschten Thema haben wir dieses zweite Foto aufgenommen und waren im Anschluss einhellig der Meinung, das Thema damit eindeutig besser getroffen zu haben.

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Nicht nur das: mit den Tautropfen haben wir sogar noch mehr Stimmung einfangen können, als ursprünglich gedacht.

Fazit: um ein Thema darstellen zu können, muss nicht immer die ganze Szene dokumentiert werden. Viel eher kommen wir zum Ziel, wenn wir versuchen, unser Bild genau auf die Elemente zu beschränken, die uns das Thema oder auch die gewünschte Bildaussage vorgibt.

Dieses und andere Themen der Bildgestaltung sind Inhalt des am kommenden Mittwoch zum vierten Mal in diesem Jahr startenden Komplettkurses.

Wir freuen uns schon auf die TeilnehmerInnen. Allen anderen wünschen wir natürlich auch viele gute Bilder. Kursentschlossene können sich hier noch schnell anmelden. Wer nicht den ganzen Kurs buchen möchte, hat auch die Möglichkeit, die Module einzeln zu bestellen.

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Tamrons Superzoom

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Tamron SP 150-600mm F/5-6.3 Di VC USD

Das neue Tamron 150-600mm ist seit einiger Zeit auf dem Markt und weil es mit einem Preis von knapp 1200 Euro in einem auch für Hobbyfotografen interessanten Bereich liegt, möchte ich meinen ersten Eindruck von der Linse mit Euch teilen.

Im Rahmen der Tamron Fotoralley 2014 gab es die Möglichkeit, Objektive auf die Rallye mitzunehmen und zu testen und da ich extra mein Zoom zu Hause gelassen habe, um Gewicht zu sparen, bot sich mit dem SP 150-600 eine tolle Gelegenheit, die Tasche wieder voll und vor allem schwer zu machen. Obwohl die knapp 2kg für ein Objektiv mit diesem Brennweitenbereich sicher nicht als besonders schwergewichtig einzustufen sind.

Ich habe, ehrlich gesagt, nicht geglaubt, dass mir mit der Linse auch nur ein scharfes Bild aus der Hand gehalten gelingen würde. Aber ich wurde positiv überrascht: der Stabi leistet Unglaubliches und so sind mir selbst bei voll ausgenutzten 600 mm Brennweite gestochen scharfe Bilder gelungen. Respekt an Tamron.

Die Linse macht Spaß

So macht es dann auch richtig Freude, mit dem Objektiv durch die Gegend zu ziehen und sich von der Deutzer Brücke aus mal eben die Leute auf der Hohenzollernbrücke oder dem LVR Turm genauer anzuschauen. Wer weiß, vielleicht ist ja einer dabei, den man kennt. Das sind ca. 500 Meter, die das Objektiv dabei überbrückt, als könnte man den Leuten zurufen. Kurz auf dem Absatz umgekehrt und schon kann man schauen, welcher Balkon im Krankhaus die schönsten Pflanzen hat und wer in den Büros noch arbeitet. Die ganze Stadt von einem Standpunkt aus in der Hand sozusagen.

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Tierisch viel Spaß

Aber sicher eignet sich die Linse nur bedingt für Voyeurismus, es gibt viel bessere Einsatzgebiete für ein Objektiv dieser Art und die fanden wir im Rheinpark in einem großen Gänseschwarm. Die etwas scheuen Tierchen sind normalerweise schnell weg, wenn man sich ihnen nähert um ein hübsches Foto zu machen, hier ein Versuch von mir mit 35mm Brennweite:

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Mit einer so kleinen Brennweite war es ungleich schwerer, die Tierchen zu einem guten Foto zu überreden. Dabei habe ich einiges versucht und meine ganzen Tierpflüsterer-Kenntnisse ausgepackt. Half nichts.

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Anders mit dem Telezoom Objektiv auf der Kamera. Mit einer Distanz von 4 bis 5 Metern waren die Gemüter dann auch schon wesentlich beruhigter, lediglich ein paar skeptische Blicke bekam ich hin und wieder zu spüren. Aus der Situation heraus sind dann aber tolle Portraits entstanden, bei denen ich hinterher nicht schlecht gestaunt habe, als ich die Reflexe in den Augen noch erkennen konnte. Boah. Das ist wirklich ordentlich. Im Auge der Gänse spiegelt sich der Wolkenhimmel erkennbar, aus der Hand fotografiert und aus einer Distanz von locker 5 Metern.

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Empfehlung: auf jeden Fall besser als Fitnessstudio

Tamron_A011_SP150-600mm_Di_VC_USDDeshalb kann ich die Linse auch nur uneingeschränkt empfehlen. Ist natürlich als Immerdrauf wirklich zu groß, zu schwer und zu auffällig. Mit so einem Objektiv auf der Kamera darf man sicher nicht kontaktscheu sein, denn angesprochen wird man darauf immer wieder. Manchmal fragend nach der Technik, manchmal mit einem kleinen Gag. So kann ich diesen kleinen Eindruck von dem Objektiv mit den Worten eines Passanten abschliessen: „Spart zumindest den Weg ins Fitnessstudio“. Richtig. Und nicht nur das: macht auch noch schöne Bilder.

Wer noch ein paar technische Hintergrunddetails zum Objektiv braucht, findet sicher hier was bei Tamron auf der Seite. Da sind auch ein paar Zitate von der Fachpresse zu finden.

Viel Spaß beim “Haben wollen“.

(Objektivabbildung: Tamron.eu)

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Noch was:

Ach ja, ausserdem toll für alle, die sich die Mühen sparen wollen, die Treppen vom Dom zu erklimmen. Die Kreuzblume kann man mit dem Tamron sehr schön detailliert auch vom Chargesheimer Platz aus genießen. So einfach kann es sein.

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