Entdecke Deine „Alt“-Stadt. Event in Kölns Partyviertel Nummer 1

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Als wir uns zum Fotoevent in der Kölner Altstadt getroffen haben, sind die letzten Partypeople vom Vorabend so langsam nach Hause gegangen. Zudem war das Wetter eher nicht auf unserer Seite, der Regen lud nicht zum weiteren Verweilen auf der Straße ein. Vielleicht auch deshalb haben wir vom Partyvölkchen am frühen Samstagmorgen nicht mehr viel gesehen.

Unser Ziel: die Altstadt, sicher das meistfotografierte Veedel in Köln, mit anderen Augen, einem wachen und aufmerksamen Blick zu erkunden und Bilder einzufangen, die nicht nur an der Oberfläche kratzen. Mit ausgebuchter Vollbesetzung starteten wir um 8:30 Uhr (sportlich) am Heumarkt und haben uns bis zum Fischmarkt unten am Rhein vorgearbeitet, als der Regen dann doch zu stark wurde und wir dringend einen Plan B brauchten.

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Diesen Plan B haben wir in der Kirche Groß St. Martin gefunden – vielen Dank, dass wir uns dort eine Weile aufhalten und leise fotografieren durften. Hier haben wir uns dann Zeit für die Ausarbeitung von Motiven genommen. Nach der Einführung zu Beginn ging es hier darum, die gewünschte Bildaussage und das finale Ergebnis so nah wie möglich zueinander zu bringen. Die TeilnehmerInnen haben gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist, wenn man bislang leicht und luftig drauf los geknipst hat. Interessant wurde dann auch die Erfahrung aufgenommen, was sich alle mit so einem Motiv ergibt, wenn man sich eine Weile drauf einlässt und dran bleibt, bis das Bild so geworden ist, wie sich die Fotografin oder der Fotograf das vorgestellt hatten.

EDS-Altstadt-2-7Nachdem der Regen aufgehört hat, haben wir unsere Fotosafari fortgesetzt und noch das ein oder andere Thema bearbeitet. Zum Beispiel: wie verändert sich meine Fotografie und mein Blick für Motive, wenn ich mit einem Thema im Kopf durch die Gassen ziehe? In einer Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster, kleinen Läden und vielen Kneipen haben wir es ausprobiert, das Thema waren Schilder und Worte. Ziel: die Straße anhand ihrer Schilder und Reklamen identifizierbar zu machen. Ist es uns gelungen? Das entscheidet der Betrachter.

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Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass auch die klassischen Urlaubs-Erinnerungs-Bilder durchaus ihre Berechtigung haben und auch nicht vernachlässigt werden sollten. Wenn ich aber mit meinen Bildern eine Geschichte erzählen will, dann muss ich tiefer gehen, mir Zeit nehmen und das Bild bewusst auswählen und fotografieren. Dann entstehen Werke, die sich vom täglichen Knipseinerlei ganz deutlich abheben. Ohne, dass es einer Mega-Profiausrüstung oder technischem Wissen auf Fotografenmeister-Level bedarf. So manche TeilnehmerInnen kamen nämlich mit ihrer Kompaktkamera oder dem Smartphone zum Workshop. Welche Bilder von ihnen sind? Versuche, es heraus zu finden. Viel Spaß.

Wenn Du auch mal dabei sein willst: wir starten immer wieder in irgendwelchen spannenden Vierteln der Stadt mit unserer Tour, schau einfach in den Terminen nach oder trage dich in den Newsletter ein, da gibt es auch immer wieder Informationen zu Events und neuen Workshops.

Wir freuen uns auf Dich und Deine Kamera.

Hier ist eine kleine Galerie mit Bildern vom Fotoevent: Entdecke Deine Stadt – Köln Altstadt mit der Photolodge

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Vielen dank allen TeilnehmerInnen für die tollen Bilder und die Kondition unter widrigsten Bedingungen.

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Entdecke Deine Stadt: Humboldt/Gremberg. Die Reportage.

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Der TV Bericht zum Event wird am Mittwoch, den 3. September 2014 um 19:30 Uhr im WDR, Lokalzeit Köln ausgestrahlt. Lasst die Einschaltquote in die Höhe gehen! In der Mediathek vom WDR ist der Beitrag noch weitere 7 Tage zu sehen.

„Was macht Ihr hier?“, fragt der Wirt im Café Amin freundlich mit französischem Akzent. Aufs Foto will er nicht, sein Laden besser auch nicht – „soll ein Geheimtipp bleiben“ sagt er und zwinkert mir zu. Er bringt uns die ersten Milchkaffees, empfiehlt für die nächste Runde aber den frischen Pfefferminztee, eine marokkanische Spezialität aus seiner Heimat.

Wir fallen auf im Veedel, als wir mit acht FotografInnen zusammensitzen um uns für die Reportage Humboldt/Gremberg vorab zu besprechen. Und das liegt nicht nur am Fernsehteam vom WDR, sondern auch daran, dass man sich im Viertel kennt. Die Menschen grüßen einander auf der Straße, bleiben stehen und sprechen kurz, fragen nach der Familie, sind interessiert und aufmerksam. Wenn jemand nicht hier wohnt oder arbeitet, also fremd ist in der Taunusstraße, fällt das sofort auf. Dafür wären die Kameras um den Hals noch nicht einmal nötig gewesen.

Wie eine Gruppe bunter Hunde

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Das können auch Yvonne und Detlef nicht verheimlichen. Sie fallen in unserer Gruppe sofort als „Einheimische“ auf, werden auf der Straße angesprochen: „Und, wie geht es?“ fragt Brigitte Stemmer, die Wirtin vom Lamäng, die gerade auf eine Zigarette vor die Tür gekommen ist. Yvonne und Detlef haben noch nicht fertig erklärt, warum wir eine Fototour durch ihr Viertel machen, da legt Brigitte bereits los: „Es gibt keinen Grund, hier nicht vorbeizukommen. Man muss einfach das Miteinander erleben und merken, dass es funktionieren kann. Die verschiedenen Nationalitäten, die hier zusammenkommen, das ist das Schönste, was es gibt.“ Einmal hat sie eine Fußballwette mit einem Gast verloren und musste sich als Punkerin verkleidet vor ihre Hausbank setzen und Geld schnorren. Sie war dabei so erfolgreich, dass sie von dem erbettelten Geld eine Obdachlosenspeisung in ihrer Kneipe veranstaltet hat, sogar der Express berichtete darüber.

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Ein paar Schritte weiter werden Yvonne und Detlef vom nächsten Nachbarn aufgehalten. Tuncay Kozan steht in der Tür seines Internetcafés und strahlt, als er die beiden sieht. Sie müssen sofort reinkommen auf einen Espresso. Tuncay lebt und arbeitet seit 5 Jahren in Humboldt/Gremberg und schätzt vor allem den Zusammenhalt zwischen den Ladenbesitzern: „Man achtet aufeinander. Es ist kein Touristenort, die Deutschen sind meist sehr juristisch, hier ist der Anteil an Ausländern sehr groß und die sind untereinander nicht so juristisch. Wenn ein Polizist in einen deutschen Laden kommt, dann fragt der Deutsche, wo ist ihr Dienstausweis. Wenn ein Polizist hier in einen ausländischen Laden kommt, dann biete ich ihm einen Kaffee an. Es ist einfach lockerer und das kann man erleben.“

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Auch Teilnehmerin Angela, die aus Düsseldorf angereist ist um mal ein anderes Stück Köln zu entdecken, fällt auf, wie selbstverständlich hier Integration funktioniert und die Menschen voneinander profitieren. Ein deutsches Rentnerpaar sitzt im marokkanischen Café und trinkt Pfefferminztee?!? Das hat sie vorher so noch nicht gesehen, „normalerweise bleibt doch jeder eher für sich, hier ist das anders. Dafür muss man allerdings zweimal hinschauen, denn es ist so selbstverständlich, dass es eigentlich nicht auffällt. So wünscht man sich das.“ Die ältere Dame neben Ihr, die seit Jahren im Viertel wohnt und ihren Kaffee mit Freunden im Amin trinkt, ist dann auch zu einem Foto zu überreden.

Erst mal ran tasten

Die erste Runde, die wir nach der Vorbesprechung durchs Viertel drehen, ist bereits voller solcher Eindrücke. Auch die TeilnehmerInnen, die nicht von hier kommen und sich noch vorsichtig in der fremden Umgebung bewegen, finden schnell Kontakt zu den Menschen und Ladenbesitzern vor Ort. Obwohl wir uns erst mal mit der Umgebung vertraut machen und die Straßen entdecken wollen, kommen wir an den Leuten hier nicht vorbei. Sehr offen und aufgeschlossen präsentiert sich das Viertel, das schöne Wetter an dem Mittwoch nachmittag unterstützt diese Wirkung, denn die Menschen sitzen und stehen auf der Straße, im Gespräch, bei der Arbeit oder einfach bei einer kurzen Teepause.

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Dennoch soll der erste Blick den Straßenzügen und markanten Kennzeichen des Viertels gelten. Ein fotografisches Herantasten an die Besonderheiten, Stellen und Ecken, die es sonst nicht gibt. Dafür muss das Auge schon feinfühlig sein in Humboldt/Gremberg, denn auf den ersten Blick gibt es hier nichts, was diesen Stadtteil von vielen anderen in Köln oder auch anderen Städten groß unterscheidet. Die Eisenbahnbrücke, die die Taunusstraße in der Mitte teilt bietet einen ersten Blickfang. Zusammen mit dem seit 2 Monaten leer stehenden Gemüseladen, dessen Verkaufsständer noch vor der Tür stehen als würden sie auf Ware warten zeigt sich hier ein erstes markantes Motiv, was so woanders nicht existiert. Weiter fallen die vielen nordafrikanischen Läden auf, arabische Schriftzeichen und ein Warensortiment, dass es so auch nicht überall gibt.

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Nach einer ersten Zwischenbesprechung steigert sich die Menge und Qualität der entdeckten Motive ungemein. Eine kurze Bildkritik öffnet den Blick für weitere Details und andere Perspektiven, ebenso wie der Schulterblick bei den anderen FotografInnen. So kommen wir denn spätestens alle 30 Minuten zusammen und klemmen uns hinter die Kameradisplays, zeigen rum, kritisieren, loben, erfreuen uns an den Ergebnissen und ziehen mit neuen Ideen wieder los, um noch bessere Bilder zu machen.

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In der dritten Runde stehen dann nach Umgebung und Details die Menschen im Fokus unserer Motivsuche. Wir sind mittlerweile im Viertel angekommen, die Menschen hier wissen, was wir machen und freuen sich über unser Interesse an „ihrem“ Stadtteil. Jetzt bekommen wir die Geschichten erzählt, die wir zu finden hofften. Wie die von Sabri, der nach 10 Jahren in Bayern wieder froh ist, zu Hause zu sein: „Ich bin hier aufgewachsen und habe die Freunde vermisst. In Bayern sind die Menschen echt spießig, nicht so freundlich wie hier“, sagt er, während er in die Sonne blickt und leicht den Kopf schüttelt. Ganz so, als würde er sich fragen, wieso er es dann so lange in Bayern ausgehalten hat.

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Warum nicht?

So ähnlich sieht es Mustafa, der seit 2 Jahren in einem Lebensmittelgeschäft arbeitet. Er lebt bereits 14 Jahre hier und schätzt die Vielfalt der Geschäfte auf der Straße. Integration und Argwohn vor anderen Nationalitäten sind hier gar kein Thema. Susanne_1373 Susanne-Metzger

Wo wir hinkommen, schauen die Menschen erstaunt, wenn wir fragen, ob das zusammenleben mit so vielen Nationalitäten denn funktioniert. Fast erstaunt über diese Frage sind sich fast alle einig: „Es gibt keinen Grund, warum nicht!“ Susanne kann gar nicht anders, sie wird förmlich ins Geschäft hineingezogen und von Mustafa eingeladen, sich alles in Ruhe anzuschauen und erklären zu lassen.

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Beim Friseur wird sich gleich in Pose geworfen als Jörg den Laden betritt, so schnell kann Inhaber Chakib das Fotografieren gar nicht erlauben. Die Stimmung ist ausgelassen beim Haare schneiden und alle, die mit ihrem Haarschnitt bereits fertig sind, lassen sich gerne ablichten.

Dass es nicht nur Sonnenseiten in einem so bunten Viertel gibt, ist auch klar. Und so hören wir auch Stimmen von Menschen, die nicht nur vollmundig positiv vom Stadtteil und dem Leben dort erzählen. Finanzkrise und die Tatsache, dass die Schere zwischen arm und reich sich immer weiter öffnet, bekommen gerade in einem Viertel mit sozial schwacher Struktur viele Menschen besonders hart zu spüren. So hören wir, dass Gehälter und Jobs weniger werden, die Mieten aber steigen und dadurch auch die Probleme im Miteinander größer werden.  Einen sozialen Brennpunkt oder eine NoGo-Area ist Humboldt/Gremberg aber auf keinen Fall. Eher verkannt und unterschätzt und so genießen wir die Stunden auf der Taunusstraße, so lange noch alles so ist, wie es ist und hoffen, dass es auch noch lange so bleibt.

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Die Herren, die beim Schneider in der Nähstube sitzen und sich unterhalten sind sich auch sicher, dass es auf der Taunusstraße noch viele Jahre so ruhig und entspannt bleibt, wie bisher. Wenn man den Laden betritt, hat man das Gefühl in einer anderen Zeit zu sein, so bedächtig und ruhig wird hier gearbeitet, Tee getrunken und philosophiert.

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Die Eindrücke der TeilnehmerInnen sind ebenfalls sehr positiv. Zum Teil sind sie skeptisch in den Tag gegangen, was bei dem Versuch schon rauskommen kann in einem Stadtteil, von dem nicht bekannt ist, dass er irgendetwas zu bieten hat. Dann aber haben sie sich mitreißen lassen von der Offenheit und festgestellt, dass es hilft, das eigene Auge zu schulen und die Wachsamkeit für Motive und Geschichten erhöht. Besonders dann, wenn es eingangs eben nicht so aussieht, als würde es Motive ohne Ende gegen.

So gingen die 3 Stunden bis zur Abschlußbesprechung im Lamäng schnell rum, 567 Bilder haben die insgesamt 8 TeilnehmerInnen gemacht und schöne Geschichten und Erinnerungen mitgenommen. „Ein Ansporn, das gleiche mal im eigenen Viertel zu machen und die Umgebung dadurch mit anderen Augen zu sehen“, resümiert Susanne nach unserem Fotoevent. Tolle Idee.

Dafür nehme ich mir die Zeit

„Komm‘ in ein paar Tagen wieder, setz‘ Dich hin und trinke einen Pfefferminztee bei mir. Bei einem Pfefferminztee bleibt in Marokko die Uhr stehen, da brauchen wir Ruhe für und nehmen uns Zeit. Das ist eine wunderbare Sache“, sagt mir der Wirt vom Kaffee Amin noch als wir aufbrechen. Auf diesen Tee freue ich mich schon.

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Herzlichen Dank allen TeilnehmerInnen für die tollen Fotos und Geschichten, die Ihr bei unserem Event gesammelt habt. Mit dabei waren: Angela Wüsthof, Susanne Terhoeven (beide aus Düsseldorf), Heinz Kirberg, Yvonne Clement und Detlef Ludwig (unsere Locals aus der Feldbergstraße), Manuela Küsters, Oliver Brückner und mein Fotobuddy Jörg Grzenia. Alle Fotos auf dieser Seite wurden von den TeilnehmerInnen des Foto-Events „Entdecke Deine Stadt“ gemacht.

Der TV Bericht zum Event wird am Mittwoch, den 3. September 2014 um 19:30 Uhr im WDR, Lokalzeit Köln ausgestrahlt. Lasst die Einschaltquote in die Höhe gehen!  In der Mediathek vom WDR ist der Beitrag noch weitere 7 Tage zu sehen.

 

 

 

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Du möchtest auch mal ein „Entdecke Deine Stadt“-Fotoevent in Deinem Viertel erleben? Dann schreibe uns unten in die Kommentare, welches Viertel wir als nächstes besuchen sollen und was wir auf keinen Fall verpassen dürfen.

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